Biosphärengebietspartner entwickeln mit weiteren Akteuren das Alblinsenschwein

Die Partner im Bereich Gastronomie und Hotellerie haben sich im Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu den Biosphärengastgebern zusammengeschlossen. Gemeinsam mit vier Bio-Landwirten, der Öko-Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“ und der Albmetzgerei Failenschmid haben sie das Projekt „Alblinsenschwein“ ins Leben gerufen. Das Alblinsenschwein erweitert die Reihe der kulinarischen Besonderheiten der Schwäbischen Alb und trägt durch den Anbau der Linsen im besonderen Maße zur Artenvielfalt und dem Naturschutz bei.

Große Teile des Biosphärengebiets Schwäbische Alb sind durch eine bäuerliche Landwirtschaft geprägt, die sich durch eine vielfältige Landschaft auszeichnet. Diese zu nutzen und damit zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der einzigartigen Kulturlandschaft der Region beizutragen ist eine Aufgabe des UNESCO Biosphärenreservats und damit auch der anerkannten Partnerbetriebe. Regionale Wertschöpfungsketten, wie die des Alblinsenschweins spielen dabei eine wesentliche Rolle: Auf dem Linsenfeld praktizierter Naturschutz wird verbunden mit artgerechter Tierhaltung. Das Ergebnis ist ein hochwertiges, regional erzeugtes Lebensmittel, das zu fairen Preisen produziert und vermarktet wird.

Es begann mit den Alb-Leisa: Anbau und Verwertung

Anfang der 1980er Jahre begann die Familie Mammel mit dem Anbau von Linsen auf der Schwäbischen Alb. 2001 gründete sich die Öko-Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“, die den Linsenanbau wieder großflächig in dieser Region aufnahm. Damit wurde eine Tradition wiederbelebt, die in den 1950er Jahren aufgrund des großen Arbeitsaufwands bei Ernte und Reinigung und niedriger Erträge ausgestorben war. Im Jahr 2014 gehören 75 Bio-Höfe zur Erzeugergemeinschaft. Gemeinsam bauen sie auf ca. 250 Hektar Linsen an. Die Linsen werden in der zentralen Aufbereitungsanlage in Lauterach gereinigt und verpackt. Bei der Sortierung der „Alb-Leisa“ fallen Bruchlinsen an. Diese Bruchlinsen, auch Linsenausputz genannt, können nicht mehr als Speiselinsen zur menschlichen Ernährung verwendet werden. Von Schweinen werden sie gerne gefressen – sie dienen ihnen als hochwertiges Eiweißfuttermittel.

Projekt „Alblinsenschwein“

Erste Ideen und Versuche der Biosphärengastgeber zu diesem Projekt gab es schon vor 3-4 Jahren. Konkret wurde das Projekt schließlich Ende 2012. Die Biosphärengastgeber haben zusammen mit der Öko-Erzeugergemeinschaft „Alb-Leisa“, vier Bio-Landwirten und dier Albmetzgerei Failenschmid das Projekt „Alblinsenschwein“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist, das Nebenprodukt Bruchlinse in einer regionalen Wertschöpfungskette sinnvoll weiter zu verwerten und dadurch gleichzeitig zu bewirken, dass weniger kostbare Ackerflächen für den Anbau von Futtermitteln verwendet werden. Zudem ist es den Projektbeteiligten ein Anliegen, alte Rassen zu erhalten und den Gästen in den Restaurants eine weitere Spezialität aus der Region anbieten zu können.

Was sind Alblinsenschweine?

Die Albschweine vom Biosphärengebiet Schwäbischen Alb - Foto: biosphaerengebiet-alb.de

Die Albschweine vom Biosphärengebiet Schwäbischen Alb – Foto: biosphaerengebiet-alb.de

Das Alblinsenschwein ist keine besondere Schweinerasse von der Schwäbischen Alb. Das Alblinsenschwein definiert sich vielmehr durch seine Fütterung und eine besondere Haltung: Alblinsenschweine werden mit regional angebautem Futter gefüttert und ihnen wird zeitweilig Weidegang ermöglicht.

Bei der Auswahl der Schweinerassen für das Projekt wird besonders darauf geachtet, Kreuzungstiere zu halten, die für den Weidegang und die klimatischen Bedingungen der Schwäbischen Alb geeignet sind. Zum jetzigen Zeitpunkt des Projektes laufen Versuche mit zwei alten Schweinerassen, den Duroc und den vom Aussterben bedrohten Bunte Bentheimer Schweinen. Diese Tiere sind in der Regel robuster und sie haben einen höheren Anteil an intramuskulärem Fett im Fleisch als herkömmliche Zuchttiere. Eine Qualität die der Gastronom bei der Zubereitung des Fleisches, als auch der Kunde im Hinblick auf Geschmack und Bekömmlichkeit zu schätzen weiß.

Dem Tierwohl wird bei diesem Projekt eine besonders hohe Bedeutung zugeschrieben. Die Alblinsenschweine leben daher in kleinen Gruppen von 8-14 Tieren. Freilauf und genügend Platz im Stall für jedes Tier, sowie die Möglichkeit zum Wühlen im Stroh und in der Erde sind wesentliche Kriterien für die Haltung des Alblinsenschweins – eine sichtbare Freude für jedes Schwein.

Der größte Teil des Futters der Alblinsenschweine besteht aus regionalem, meist auf dem eigenen Hof erzeugten Getreide, Hülsenfrüchten und den Bruchlinsen, die bei der Sortierung der Alb-Leisa anfallen. Zudem wird von den Landwirten bei der Fütterung darauf geachtet, dass die Schweine ihrem Alter entsprechend Raufutter, wie Gras, Heu oder Silage bekommen. Sehr zum Genuss der Alblinsenschweine stehen manchmal auch Kartoffeln oder Futterrüben auf dem Speiseplan.