Regionale Produkte -Nachfragen lohnt sich!

Regional – ganz egal? Aber sicher nicht! Man muss sich nur einmal als Verbraucher in eine wohl- vertraute Situation begeben: Sie stehen in einem Supermarkt an der Kühltheke und haben augen- scheinlich die Qual der Wahl. Die Eigenmarken der Ketten preisen z.B. Wurst, Käse- und Milchprodukte unter den Bezeichnungen „Aus Liebe zur Heimat“, „Unsere Heimat“ oder „ein gutes Stück Heimat“ als „regional“ an. Im (Naturkost)-Fachhandel weisen kleine farbige Schilder Äpfel und Kartoffeln als „regional“ aus. Auf Nachfragen erhalten Sie, genauso wie auf dem Wochenmarkt, Auskunft, wo die Produkte her kommen. Aber was bedeutet eigentlich „Regionalität“ von Lebensmitteln? Welche Erkenntnisse und Herausforderungen ergeben sich aus dieser Information? Wie sieht es mit regionalen Produkten aus dem Biosphärenreservat Bliesgau aus?

Im Hofladen kann man sich direkt beim Landwirt über die Herkunft der Produkte informieren. Bildautor: Biosphärenzweckverband Bliesgau - Foto: Thomas Stephan

Im Hofladen kann man sich direkt beim Landwirt über die Herkunft der Produkte informieren. Bildautor: Biosphärenzweckverband Bliesgau – Foto: Thomas Stephan

Eine kurze Bestandsaufnahme: Der Begriff „Regionalität“ ist im Handel und in den Medien präsent und wird laut einer Vielzahl an marktwissenschaftlichen Studien und regional-ökonomischen Abhandlungen bei den Ver- brauchern stark nachgefragt, ohne dass der Begriff einheitlich bestimmt ist. Nicht nur die Verbraucher- zentralen fordern deshalb mehr Klarheit und Trans- parenz in der Sache.
Eine aktuelle Umfrage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zum „Einkaufs- und Ernährungsverhalten in Deutschland“ belegt die Präferenzen im Nachfrageverhalten der Deutschen (BMEL, 2014). Nach einer Selbsteinschätzung der Ver- braucher legen knapp 60 % der insgesamt 1000 Be- fragten beim Einkauf „häufig“ Wert auf die Herkunft der gekauften Lebensmittel. Damit ist Regionalität das wichtigste Merkmal beim Lebensmitteleinkauf aus Sicht der Verbraucher. Einen Nachweis für das tatsächliche Einkaufsverhalten der Verbraucher, also ob wirklich in dieser Höhe „regional“ eingekauft wird, kann diese Statistik nicht liefern.
Der Begriff „Regionalität“ ist einer weiteren Studie zufolge bei den Deutschen sehr bekannt, auch das Verständnis des Begriffes sei demnach bei den Befragten sehr hoch. Für 93 % bedeutet dieser Begriff „Produkte aus der Region“. Die Vorstellung von der „Regionsgröße“ variiert allerdings bei den befragten Verbrauchern erheblich. So definieren etwas weniger als die Hälfte der Befragten „Regionalität“ als den Großraum um ihre Stadt, für genau die Hälfte ist es ihr Bundesland (DLG 2013 a,b). Nimmt man die Er- kenntnisse aus weiteren Studien zur näheren Begriffsbestimmung hinzu, so verbindet die Mehrzahl der Verbraucher mit „Regionalität“ nicht nur die „Region der Verarbeitung/Herstellung“ der regionalen Produkte, sondern auch, dass die Rohstoffe aus dieser Bezugsregion stammen (Teuber 2009). Aus Sicht der Verbraucher sind die Gründe für den Einkauf von regionalen Produkten nach Teuber (2009) z. B. eine „höhere Umweltfreundlichkeit aufgrund kürzerer Transportwege“ und „Unterstützung der heimischen Wirtschaft“, höhere Qualität, Frische, Transparenz und Rückverfolgbarkeit der Produkte und schließlich die emotionale Bindung zu den Produkten aus der eigenen Region.
Die große Mehrheit der Verbraucher kauft seine Lebensmittel im Supermarkt ein (BMEL 2014). Wie steht es da mit „Regionalität“ aus Sicht der großen Anbieter? – Supermarktketten mit Regionalmarken geben auf ihren Homepages als Regionsgröße oftmals ein Bundesland an, Erzeugerporträts mit Angabe der Adresse sollen Transparenz und „emotionale Nähe“ zum Kunden schaffen. Einige geben Versprechen ab, dass die Produkte, die in einem bestimmten Bundesland erzeugt bzw. hergestellt worden sind, auch in den Filialen des jeweiligen Bundeslands erhältlich sind. Daneben gibt es im Sortiment verschiedene Marken, die die Herkunft ihrer Rohstoffe bzw. Zutaten und die Verarbeitung als regional anpreisen.
Wie kann man bei dieser „regionalen Angebotsvielfalt“ den Durchblick behalten? Zur Absatzförderung von Agrarprodukten aus dem Saarland wurde durch das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz ein Qualitätszeichen mit Herkunftsangabe für landwirtschaftliche Erzeugnisse eingeführt. Bislang ist das „Qualitätszeichen des Saarlandes“ für die Produktbereiche „Gemüse“ und „Milch und Milchprodukte aus Ökoerzeugung“ vergeben (Saarland, 2014). Mehr über das Qualitätszeichen des Saarlandes erfahren Sie unter www.saarland.de .
Die Verbraucherzentrale des Saarlandes z.B. bietet darüber hinaus Informationen zu bereits bestehenden „regionalen Marken und Produktkennzeichnungen“, zu den „Qualitätszeichen der Bundesländer“, zum neu eingeführten „Regionalfenster“ und auch zu „Direktvermarktung“. Einer der hier aufgeführten Verbraucher- tipps könnte in anderen Worten auch lauten: „Nachfragen (beim Händler oder Hersteller) lohnt sich!“ (VZ-Saar, 2014).
Was bietet Ihnen nun konkret die Regionalvermarktungsinitiative des Biosphärenreservates Bliesgau?
Hier gibt es eine Auswahl an Landwirten und Lebensmittelherstellern, die hochwertige Produkte „aus der Region für die Region“ herstellen. Im „Bliesgau-Einkaufsführer“ sind Direktvermarkter, Verarbeiter, Händler und Gastronomiebetriebe aufgeführt, die im Rahmen einer Selbstverpflichtungserklärung Kriterien „zur Produktion und Verarbeitung regionaler Produkte“ einhalten. Demnach soll u.a. der Betrieb seinen Sitz innerhalb der Grenzen des Biosphärenreservates oder der angrenzenden Region bis maximal 5 km haben und der „überwiegende Anteil der Rohstoffe der angebotenen Produkte“ soll aus der Bezugsregion stammen und auch hier verarbeitet werden. Der Bliesgau-Einkaufsführer ist in den meisten Tourismus- informationen der Biosphärengemeinden oder direkt bei der Verwaltung und der Homepage des Biosphärenreservates erhältlich (www.biosphaere-bliesgau.eu).
Ein weiteres Beispiel ist der beliebte „Bliesgau-Apfelsaft“ der Fruchtgetränke Gersheim GmbH (Produktionsstandort). Hier kommen die Äpfel aus Streuobstwiesen nachweislich aus dem Biosphären- reservat Bliesgau, bzw. aus dem französischen Grenzbereich sowie aus den angrenzenden Saarbrücker Gemeinden, was in etwa einem Radius von 5 km um die Grenzen des Biosphärenreservates entspricht.
Die „Partner des Biosphärenreservates Bliesgau“ aus der Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung haben sich zu einem Angebot von mindestens einem „Regionalprodukt“ in Bio-Qualität verpflichtet, wobei als Bezugsregion der Rohstoffe das Biosphärenreservat plus einem maximalen Radius von 15 km dient. Alle Partner aus dieser Kategorie haben ihren Betriebssitz innerhalb der Grenzen des Biosphärenreservates Bliesgau, die Verarbeitung der Produkte/der Hauptzutaten der Produkte findet innerhalb der Bezugsregion statt. Für ein als „Regionalprodukt“ angebotenes Stück Rindersalami bedeutet das im Klartext, dass das Tier den größten Teil seines Lebens vor der Schlachtung innerhalb der Grenzen des Biosphärenreservates Bliesgau nach den Richtlinien des Ökolandbaus gehalten worden sein muss, dass das Tierfutter aus der Bezugsregion stammt und die Schlachtung/Weiterverarbeitung auch innerhalb dieser stattfinden muss. Bei den Partnerbetrieben finden regelmäßig Kontrollen zum Herkunftsnachweis der „Regionalprodukte“ statt (z.B. über Vor-Ort-Begehungen und Durchsicht der Lieferscheine). Eine Angebotsübersicht der Partner aus Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung und weiterer Partner sowie die Kriterien finden sich auf der Homepage des Biosphärenreservates Bliesgau (www.biosphaere-bliesgau.eu/partner).

In jeder Flasche Bliesgau Apfelsaft stecken durchschnittlich 1,8 kg Äpfel von Streuobstwiesen aus dem Biosphärenreservat Bliesgau und den angrenzenden Gemeinden. Bildautor: Biosphärenzweckverband Bliesgau - Foto: Thomas Stephan

In jeder Flasche Bliesgau Apfelsaft stecken durchschnittlich 1,8 kg Äpfel von Streuobstwiesen aus dem Biosphärenreservat Bliesgau und den angrenzenden Gemeinden. Bildautor: Biosphärenzweckverband Bliesgau – Foto: Thomas Stephan

Die Partnerinitiative ist ein gemeinsames Projekt des Biosphärenzweckverbandes Bliesgau, der Saarpfalz-Touristik und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz mbH. Die „Lokale Aktionsgruppe Biosphären- reservat Bliesgau“ fördert diese Partner-Initiative im Rahmen des LEADER-Programms mit Mitteln des „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ und des saarländischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.biosphaere-bliesgau.eu.

Für weitere Fragen steht Jan Faßbender in der Geschäftsstelle des Biosphärenzweckverbandes gerne zur Verfügung (Tel. 06842/960 09-17, E-Mail: j.fassbender@biosphaere-bliesgau.eu )
Jan Faßbender

Literaturverzeichnis
BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) (2014). Einkaufs- und Ernährungsverhalten in Deutschland. TNS-Emnid-Umfrage des BMEL. Abgerufen am 10.07.2014 von http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Umfragen/TNS-Emnid-EinkaufsErnaehrungsVerhaltenInDeutschland.pdf?__blob=publicationFile

DLG,a (2013). Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Dauerbrenner Regionalität. Abgerufen am 10.07.2014 von http://www.dlg-verbraucher.info/de/lebensmittel-wissen/studien/dauer-brenner-regionalitaet.html

DLG,b (2013). Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Regionalität aus Verbrauchersicht. Abgerufen am 10.07.2014 von http://www.dlg-verbraucher.info/de/lebensmittel-wissen/studien/regionalitaet-aus-verbrauchersicht.html

Saarland (2014). Staatskanzlei Saarland, Qualitätszeichen Saarland – Gesicherte Qualität mit Herkunftsangabe. Abgerufen am 21.07.2014 von http://www.saarland.de/40811.htm
Teuber R. (2009). Warum werden regionale Qualitätsprodukte gekauft und von wem? – In: Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume (Hrsg.): Erzeugung und Vermarktung von landwirtschaftlichen Qualitätsprodukten (Tagung der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume 14. bis 15. Juli 2009 in Berlin): 69-74. Abgerufen am 10.07.2014 von http://www.netzwerk-laendlicher-raum.de/fileadmin/sites/ELER/Dateien/05_Service/Publikationen/Quali_Tagungsband_web.pdf

VZ-Saar (Verbraucherzentrale des Saarlandes) (2014). – Regionale Lebensmittel. Abgerufen am 10.07.2014 von http://www.vz-saar.de/regionale-lebensmittel